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Die Geschichte vom Gehirn auf dem wandelnden Stützapparat

Es ist noch nicht allzulange her, da hatte ich noch das Gefühl ICH sei ein GEHIRN auf einem wandelnden Stützapparat.

„Ich denke also bin ich“ – René Descartes hatte sich tief in mein Glaubenssystem festgesetzt.

Alles im Leben ist Frage von Willen, Planung und effizienter und konsequenter Umsetzung. Der beste Pfad zu einem erfolgreichen also glücklichen Leben. Das war mein Mantra. Und damit fuhr ich viele Jahre lang gut, SEHR gut sogar.

Interessanter, sehr gut bezahlter aber – natürlich – auch stressiger Job, eine erfolgreiche Karriere in einer männerdominierten Branche, ein liebender Ehemann und zwei großartige Kinder. Gerade hatten wir uns ein Wochenendhäuschen im Grünen gekauft, in dem ich auch von dem Stress im Job Erholung fand.

Irgendwann aber begannen die Dinge aus dem Ruder zu laufen. Nicht im Aussen. Da war alles „in Ordnung“.

Mal davon abgesehen, dass ich stundenlang auf dem Weg zum Urlaub nach Italien schweigend neben meinem Mann meine E-Mails am Blackberry abarbeitete und für seine Verärgerung darüber überhaupt kein Verständnis hatte. „Das ist doch effizient, wenn ich hier bei der Fahrt meine Post mache. Zum Autofahren brauchst Du mich ja nicht, oder soll ICH fahren? Wieso BITTE soll ich neben Dir sitzen und NICHT arbeiten dürfen sondern zum NICHTSTUN verurteilt sein?“

Mal davon abgesehen, dass mein Sohn mich irgendwann fragte „Wie lange machst Du noch so weiter Mami?“ als ich wieder einmal mehrere Abende in Folge nicht zum Abendessen nach Hause gekommen war weil ich eine Abendveranstaltung hatte oder länger arbeiten musste.

Mal davon abgesehen, dass ich regelmäßig mit Urlaubsbeginn krank wurde – und irgendwie stolz darauf war kaum jemals während der Arbeit Krankenstand nehmen zu müssen. Wenn ich krank war konnte ich ja dank Mobiltelefon und Laptop noch immer von zu Hause aus arbeiten.

Freunde treffen? Ja, hier und da am Wochenende, wenn sie zu uns auf Besuch kamen.

Hobbies? Naja, nicht wirklich – mit einer Management Position ist man ja schon froh wenn man die Familie sieht. Lesen, das ging noch aber meistens schlief ich darüber ein.

Vom heiteren Himmel – ich stand gerade an einem sonnigen Tag allein in unserem Garten – kamen plötzlich Ängste.

Das Gefühl der völligen Ohnmacht. In der nächsten Sekunde tot sein zu können. Keine Luft zu bekommen. Schwindlig zu werden und einfach umzufallen.

Ich wusste nicht was mit mir los war. Ich war doch völlig gesund, es ging uns gut, wir hatten keinerlei Sorgen. Was war bloss los mit mir? Ich hatte das Gefühl verrückt zu werden.

Ich wollte laut schreien und laufen – aber das konnte ich doch nicht.

Es war eine Panikattake.

Irgendwie verging sie wieder – doch von dem Moment an kamen sie immer wieder. Aus heiterem Himmel. Meistens in Ruhesituationen.

Obwohl die Beziehung mit meinem Mann zu diesem Zeitpunkt nicht die Beste war, war er der Einzige, der mir irgendwie helfen konnte. Durch seine Präsenz, seine Berührung, seine Wärme. Er brauchte mich nur festzuhalten und ich konnte mich beruhigen. In der Nacht konnte ich dank ihm schlafen.

Irgendwann kaufte ich mir in der Apotheke homöopathische Kügelchen, um während der Arbeitszeit gewappnet zu sein – nicht auszudenken, wenn ich so eine Attake am Arbeitsplatz hätte! Was würden denn die anderen alle denken. Und die Kügelchen halfen auch… wenn ich sie nur bloss immer bei mir hatte.

Solange ich beschäftigt war, war das Risiko klein übermannt zu werden. Doch kaum hatte ich eine Möglichkeit einer Pause, kaum war ich allein mit mir oder bei mir, wusste ich nicht wie ich dieses Gefühl beherrschen sollte, mich beherrschen konnte…

Ich hatte Angst allein mit den Kindern zu sein, im Auto beim Fahren eine Attacke zu bekommen und einen Unfall zu verursachen.

Ich vertraute mich einer Freundin an – doch sie konnte mich nicht verstehen. Wie auch, ich verstand ja selbst nicht was da los war. Und auch mein Mann – so groß seine Unterstützung war – wusste nicht wie er mit mir und meinem Problem umgehen sollte. Ich hoffte es würde einfach irgendwie wieder verschwinden. Ich fühlte mich hilflos.

Ich hatte das große Glück damals mit einer großartigen Frau zusammenzuarbeiten, einem Management Coach, den ich mir gesucht – eigentlich mehr gewünscht – hatte und der dann auch erschienen war… Denn wie wir zusammengekommen sind, ist eine eigene Geschichte.

Ich erzählte ihr zwar nichts von meinen Panikattaken – das wäre doch zu persönlich gewesen – und ich wollte schliesslich NUR Austausch um in meinem Job besser reflektieren zu können, einen „Sparring Partner“ zu haben und dadurch das Klima zu verbessern, die Performance zu steigern, meine und die des Teams und des Unternehmens.

Aber sie warf mir immer wieder Bilder und Sätze hin, über die ich nachdenken musste. Die ich zunächst einmal überhaupt nicht verstand. Regelmässig nach unseren ersten Zusammentreffen fragte ich mich ob sie wohl eigentlich ganz „dicht“ war.

Sie erzählte mir von einem Wagen mit zwei Pferden, meiner männlichen und meiner weiblichen Seite. Und dass meine männliche Seite ein Rennpferd sei. Meine weibliche Seite würde hingegen leider lahmen… und der Wagen so wohl nicht gut geradeaus fahren können.

Stumm nahm ich den Satz entgegen und war innerlich empört. Was bitte heisst meine weibliche Seite LAHMT? Eine Frechheit eigentlich… meint sie das jetzt irgendwie SEXUELL? Was genau soll ich mit DIESER Information anfangen?

Als ich nach unserem ersten Zusammentreffen dabei war zu gehen – und nicht sicher war ob ich wiederkommen sollte und was das jetzt gebracht haben sollte – bat ich sie um den Kontakt zu der Künstlerin, die ihre wunderschönen Wassergläser gemacht hatte aus denen ich während unserer Besprechung getrunken hatte. Ich wollte sie mir auch gerne kaufen.

„Die Künstlerin benötigt immer den Voramen der Person für die das Glas bestimmt ist und fertigt dann das Glas für diese Person eigens an“ sagte sie.

„Ich heiße Andrea, naja eigentlich heiße ich Andrea Maria, aber die Maria mag ich eh nicht, also Andrea bitte.“

Sie starrte mich kurz an, lief aus dem Raum um mir noch etwas mitzugeben – ihr nächster Termin wartete eigentlich schon vor der Tür – und übergab mir… die „Maria“, in Form einer Karte.

Ich war wie vom Donner gerührt als ich den Text überflog. Zuhause las ich ihn wieder und wieder durch.

Die Energie von Maria hilft die Illusionen der Trennung aufzulösen.

Sie nährt, lässt uns erfahren, das alles miteinander verbunden ist, gibt das Gefühl von geborgen und behütet sein.

Diese Energie führt in die Einheit, in die bedingungslose allumfassende Liebe der Göttin / Erdenmutter / Mutter. Wir sind immer angenommen, sind immer in der Liebe und erhalten alles, was wir brauchen. Es liegt an uns es anzunehmen.

Sie lehrt, für sich zu sorgen, und das rechte Maß von nehmen und geben zu finden. Maria lehrt uns dieses Wissen zu leben, und nimmt uns unbegründete Sorgen um das Morgen.

Maria ist hilfreich bei :

  • mütterliche nährende Liebe
  • Liebe geben und Liebe annehmen
  • uns selbst genährt und geliebt zu fühlen
  • zu erkennen, wie wir uns selbst nähren können
  • uns in der bedingungslose Liebe geborgen zu fühlen
  • zu erkennen, das alles miteinander verbunden ist
  • Heilung

Bist du der aufopfernde Typ, („Über Mutter“), der immer nur gibt und sich selbst völlig verausgabt und schwer Nein sagen kann, keine Gegenleistung möchte, und dabei insgeheim auf Anerkennung und Dank hofft? Oder bist du überfördert mit der Mutterrolle? Dann bitte Maria um die Hilfe, lass dich von der Quelle der allumfassenden Liebe nähren. Du kannst dich dabei z.b. ins Bett kuscheln, loslassen (Die Welt geht nicht unter wenn du dich nicht um alles kümmerst), Dich ganz entspannen, und Dich nähren lassen. Du bist ein geliebtes Kind des Universums! Dann bitte Maria, das Du erkennst, wo du deine Grenzen ziehen solltest, um dich selbst zu nähren, zu regenerieren, und wo Du noch mehr annehmen lernen kannst.

Die Karte habe ich bis heute aufgehoben und sie hat einen besonderen Platz in meinem Heim.

Die Maria „anzunehmen“ fiel mir aber trotzdem gar nicht leicht. Sie war mir nicht besonders sympathisch. Ich fand sie etwas langweilig, altbacken, gestrig, undynamisch.

Gleichzeitig war es ganz offensichtlich, dass da wichtige Elemente für mich enthalten waren, dass ich lernen musste besser für mich zu „sorgen“. Aber ich empfand das als eine zusätzliche Bürde neben all meinen anderen Verpflichtungen.

Ich brauchte mehrere Monate um zu beginnen zu verstehen wie ich diese Information in meinem Leben integrieren konnte. Es erschien mir völlig abstrakt und unpassend zu dem Mensch der ich war, der beruflichen Rolle die ich hatte.

Aber die Panikattacken wurden mit der Zeit weniger.

Ich hatte begonnen mehr auf mich zu achten. Es waren keine großen Dinge oder große Veränderungen nötig. Es sind ganz kleine und feine Momente, die den Ausschlag geben.

Um diese Momente geht es im Leben. Um diese Momente geht es mir heute in meinem Leben und in meiner Arbeit. Momente die uns nähren. Auf allen Ebenen.