So richtig konnte ich mit Ostern lange nichts anfangen. Trotz oder vielleicht auch aufgrund umfänglicher klösterlicher Schulbildung wollte die Geschichte von Jesu Auferstehung und was das genau mit Hasen, Lämmern und Eiern zu tun haben sollte in meinem Kopf nicht zusammenpassen.
Ich kann mich gut erinnern, dass der Karfreitag für mich als Kind ein wehmütiger Tag war und das Gefühl von Unglück und Leid präsent waren – schliesslich war das der Tag des Jahres an dem das Symbol des Kreuzes seinen Ursprung nahm, das in unserem Klassenzimmer, in der Kapelle und in der Kirche hing. Die „Erlösung“ kam dann in Form von Schokoeiern und einem Kniefall zum päpstlichen Urbi et Orbi Segen vor dem Fernseher.
Mit fortschreitendem Alter und – nach Abschluss der Klosterschule – zunehmendem Entfernen von täglichen Ritualen der katholischen Kirche – blieben irgendwann von Ostern nur noch die Schokoeier übrig. Irgendwie auch nicht sehr befriedigend – vor allem wenn die Menge an Schokoeiern sich heute bereits nahtlos an das Ende der Faschingszeit hängt und meine latente Schokosucht unter Dauerfeuer steht.
Doch DANN… begann ich zu kochen!
Spät erst mit 40+ erfuhr ich das erste Mal den Zauber der eigenen Zubereitung eines perfekt geschmorten Hokkaidokürbises an einem herbstlichen Nachmittag. Seitdem bin ich immer gerne auf der Lauer und freue ich mich an den Besonderheiten der Früchte, die jede Jahreszeit mit sich bringt.
Nachdem ich auf Land zog bekam ich so richtig mit, wie es sich im Frühling anfühlt, wenn der braune matschige Erdboden innerhalb von ein paar Tagen grün strahlt. Wie plötzlich überall bunte Wiesenblüten aus dem Nichts ihre Schönheit entfalten. Wie die Bäume sich bunte Kleider anziehen und in cremeweiss, pink und knallgelb strahlen. Wie der Flieder allein schon beim Vorbeigehen betört.
Ostern, das ist für mich heute das Frühlingsfest.
Die ganze Natur feiert sich selbst und wir feiern mit.
Dass die früher einmal bedrohlich kalte Zeit vorüber ist und das Leben wieder aus totgeglaubten Gewächsen unbändig hervorspriesst. Dazu passt auch das Bild von Auferstehung, Neuanfang und dem Glücksgefühl, das es begleitet.
Ostern heisst bei uns heute in erster Linie mit Freunden und Famile zusammenkommen. Jeder nimmt etwas mit und es entsteht im Handumdrehen ein großes Festmahl mit den geliebten Bärlauchstrudelmuffins, grüner und weisser Spargel in Olivenöl und Knoblauch knackig geschmort, frischer grüner Salat mit Spinatblättern und gerösteten Samen, gestampften Erdäpfeln mit Schnittlauch und Wiesenkräutern, süßer warmer Osterstriezel und süß-saurer Rhabarberkompott Hochsaison haben.
Auch der Osterschinken hat auf unserem Familientisch Platz. Vorbestellt beim Biohof Edibichl, wo die Bisons ganzjährig auf der Weide stehen, und bis vor kurzem auch Mangalitza Schweine ihrer Art gerecht im Schlamm wühlen konnten. Eine gute Investition in Geschmack und in das eigene Bewusstsein, das alles was unser Essen erlebt hat sich auch in unseren eigenen Zellen wiederfindet.
Frohe Ostern!
PS: Jedes Jahr werden laut Greenpeace 15 Millionen Ostereier weggeschmissen… wenn Du Eier kaufst, dann kauf doch nur soviele wie tatsächlich gegessen werden sollen – und bevor Du sie wegen dem MINDESThaltbarkeitsdatum entsorgst RIECHE dran! Trau deinen EIGENEN Sinnen! In den meisten Fällen sind sie noch verzehrbar! Und hier gibt es jede Menge Rezepte für das Weiterverarbeiten!