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Die Geschichte vom Sein und der Rollenspiele

Wer bin ich?

Ich bin auf die Erde gekommen. Ich habe mich durch ihre Welt getastet. Ich habe geübt und ausprobiert. Immer und immer wieder bis sich Rollenspiele aus meinem Üben entwickelt haben. Ich meine Rollen aus meinen Erfahrungen definiert habe.

In diesen Rollen war ich
– die Starke, die alles kann und schafft
– die verwöhnte verzogene kleine Göre
– die fleißige Musterschülerin
– die grenzensprengende Revoluzzerin
– die tanzende Rampensau
– die engagierte Studentin
– die reiselustige Abenteurerin
– die ehrgeizige Karrierefrau
– die begeisterte ungehaltene Mutter
– die herausfordernde und hingebungsvolle Partnerin
– die glänzende ängstliche Unternehmerin

Ich schaue oft auf all diese Rollen zurück und frage mich, wer sie alle sind, wer sie alle waren. Wieviel von mir, von meinem Ich, war da tatsächlich in dieser Rolle oder war mein Ich nur ein Produkt der Rahmenbedingungen? Wieviel von meinem Ich ist heute tatsächlich real da ist oder bin „Ich“ nur eine Rolle, die ich mir angezogen habe und auch wieder ausziehen kann. Ist das „Ich“ das ich heute bin, immer schon da gewesen? Und wieviel ich habe ich noch an, das gar nicht zu mir gehört?

Ich schaue mein Ich in diesen Rollen an und erinnere mich an den Zustand der Person in jeder dieser Rollen. Ich kann ihre Gefühle fühlen. Ich kann ihre Gedanken lesen. Ich weiss genau was sie antreibt. Ich weiss, dass die Person, die diese Rollen spielte tatsächlich jeweils dachte sie sei diese Rolle.

Ich würde gerne zu jeder von ihnen gehen können und ihnen Dinge sagen wie:
„Du darfst schwach sein und um Hilfe bitten“ zu der Starken, die alles kann und schafft.
„Ich sehe und liebe Dich unendlich und bedingungslos“ zu der verwöhnten verzogenen kleinen Göre.
„Du bist gut genug“ zu der fleißigen Musterschülerin.
„Hinterfrage immer alle Grenzen“ zu der grenzensprengenden Revoluzzerin.
„Lass sie raus die Sau und tanze wie es Dir gefällt egal ob jemand zusieht oder nicht“ zu der tanzenden Rampensau.
„Folge Deinen Leidenschaften“ zu der engagierten Studentin.
„Lebe den Tag“ zu der herausfordernden hingebungsvollen Partnerin.
„Sei achtsam mit Dir“ zu der ehrgeizigen Karrierefrau.
„Nimm Dir die Zeit“ zu der ungehaltenen Mutter.
„Everything is good as it is“ zu der ängstlichen Unternehmerin.

Cheps Reise 523

„Ich“ das ist in diesem Moment dieser Teil von mir den ich höre, wenn ich leise bin, nicht abgelenkt und mit der Welt beschäftigt bin. Es fühlt sich an wie ein anderes Wesen, das ganz tief in mir ist. Dieses Wesen ist ruhig und geduldig, es hat alle Zeit der Welt. Dieses Wesen hat eine Stimme. Seine Stimme ist leise und wird leicht von der Lautstärke unserer Welt übertönt und von meinem unruhigen Geist unterdrückt, der meinen Verstand fest in seinen Fängen hält. Dann kann sie nur gehört und wahrgenommen werden, wenn mein BewusstSein über ihre Präsenz stark und ausgeprägt ist.

Dieses Wesen spricht auch über meinen Körper. Wenn ich nicht in der Lage bin seine Stimme zu hören und zuzuhören was es sagt – dann fühle ich. Unser Körper hat seine eigenen Methoden zu uns zu sprechen – wenn wir lange nicht zuhören, beginnen unsere Glieder und Organe lautlos zu schreien.

Meine Gebärmutter ist mein Kompass. Wann immer ich mir zuviel zumute schlägt sie Alarm und bringt mich zur Ruhe. Sie mahnt mich regelmäßig zu Ruhe, Struktur und Organisation.

Wenn ich lange in Meditation und in der Beobachtung bin, dann spüre ich das Wesen in mir wachsen. Ich sehe mich in einer Neutralität. Ich spalte mich ab von den Rollen die ich spiele. Ich sehe alle diese Rollen an und wundere mich. Wieviel Kraft habe ich investiert um Rollen zu erfüllen, wie getrieben war ich davon, und wie müde. Wie leer und verloren fühlte ich mich, wenn mein Ich und die Rolle auseinanderliefen – und wie glücklich wenn meine Rolle und mein Innerstes Ich zu einem werden, verschmolzen und ich ich bin und keine Rolle spielen muss.